Sonntag, 18. März 2012

Kostüm: James Bond als Cyborg

James Bond, ein Cyborg

James Bond Projekt (Moonraker) 2007

„Ich lehre Euch den Übermenschen. Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll.“
Schrieb Friedrich Nietzsche in „Also sprach Zarathustra“ 1883-1885. Nahm er damit die Idee des Cyborgs des 20. Jahrhunderts und die Bestrebung eines perfekten Menschen mit technischen Hilfsmitteln schon im 19. Jahrhundert vorweg?
Schon seit der Existenz des Homo Sapiens versucht sich der Mensch mit technischen Gebrauchsgegenständen weiter zu helfen. Um Mängel seines eigenen Körpers auszugleichen.

Cyborg ist ein engl. Kunstwort, das für cybernetic organism steht.
Das Fremdwörterbuch bezeichnet Cyborg als eine „geplante Integrierung technischer Geräte in den Menschen als Ersatz oder zur Unterstützung nicht ausreichend leistungsfähiger Organe“ bzw. zur Leistungserhöhung von Organen im Allgemeinen.i

Der eigentlich erste echte Cyborg existiert seit Ende der 50er Jahre in Form einer Laborratte, die eine Pumpe eingesetzt bekam, die kontrollierte Dosen von Chemikalien aufgrund verschiedener physischer Parameter injizierte.ii

In der Gegenwart sind wir letztlich alle Cyborgs. Mit z. B. Brille (13. Jh.) und Herzschrittmacher (1958) hat der Mensch schon früh ein Feld von Technologien entwickelt, die es ermöglichen körperliche Mängel zu kompensieren und aber auch unsere physische Existenz zu verlängern.iii
Schönheitschirurgen sind in der Lage, Gesichter von Menschen komplett zu verändern. Hüftgelenke, einzelne Gliedmaßen etc. werden bei Verlust durch künstliche ersetzt. Hirnstammimplantate werden Tauben eingesetzt und lassen sie wieder hören. Chips, die in den visuellen Kortex implantiert werden, ermöglichen Blinden wieder rudimentäres Sehen.
Der Cyborg war von Anfang an kein banales technisches Projekt, sondern ein politischer, wissenschaftlicher und militärischer Traum.

Donna Haraway benutzt die Thematik des Cyborgs als politisches Mittel, um Gesellschaftskritik zu üben und sieht den Cyborg als Chance zur Emanzipation der Frau (Cyberfeminismus). Durch Technik kann die Frau die biologischen Vorteile des Mannes ausgleichen. Jedoch bleibt bei ihrer Art der Emanzipation durch den technischen Fortschritt die Frage, ob nicht gerade diese doch von Männern beherrschte Domäne wiederum zur Gefahr wird, wenn nur Männer sich hoch technologisierte Mittel bedienen. Männer und somit auch James Bond würden immer die stärkeren bleiben und ein weiblicher James Bond würde sich ausschließen.

Im echten Leben sollten wir uns immer vor Augen halten: „ Wir sind das, wofür wir uns ausgeben, deshalb müssen wir aufpassen, wofür wir uns ausgeben“ (Kurt Vonnegut), im Cyberspace des WWW gilt das nicht mehr, niemand weiß, ob männlich oder weiblich, jung oder alt ... Man kann sich darstellen wie man gerne sein möchte, man nimmt eine benutzerdefinierte Wunschgestalt an.
Ist James Bond vielleicht ein virtuelles Gebilde, das ihn so unverletzbar und übernatürlich macht, ausgestattet mit übernatürlichem Wissen und atemberaubender Ausdauer?
In diversen Computer Spielen für Play Station und Windows zur James Bond Reihe können das Benutzer nachempfinden. (James Bond 007- Alles oder Nichts, James Bond 007- Nightfire, James Bond 007- ...)
Könnte also Bond eine Frau sein, die in der virtuellen Realität James Bond spielt und dadurch so brillant ist?

1999 ließ sich der Performancekünstler Stelarc seinen Körper mit Elektroden und einem Computer mit dem Internet verbinden. Andere Menschen konnten ihn von anderen Orten aus durch Eingabe gewisser Befehle steuern, indem Muskelgruppen durch schwache Stromstöße stimuliert wurden.
Vielleicht ist Bond obwohl aus Fleisch und Blut auch eine vom MI6 ferngesteuerte Killermaschine, die nur scheinbar einen eigenen Willen hat. Soll er durch scheinbare Widersetzlichkeiten gegen die oberste Instanz menschlicher erscheinen. James Bond wird im Moonraker scheinbar vom MI6 abgezogen aber verdeckt weiter eingesetzt. Oder hat Sex mit Dr. Goodhead im Spaceshuttle vom Ministerium auf dem Übertragungsbildschirm zu sehen.

Kann der Mensch mit Einsatz von Implantaten Fähigkeiten erlangen wie „Sehen“ in infrarot, ultraviolett, mittels Ultraschall, Röntgen- oder Gammastrahlen?
Kann die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns verbessert werden?
Hat James Bond diese Eigenschaften vielleicht schon?

Der Mensch wird regelrecht gezwungen, sich seiner schnell weiterentwickelnden Umgebung anzupassen. Anpassung scheint also Pflicht, und alle, die dieser Pflicht nachgehen, sind letztlich Cyborgs.

Sinn des Ganzen sollte die Vervollkommnung des Menschen und eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen auf unserem Planeten sein.
Dies ist in der James-Bond-Reihe das universelle Thema.
Letztlich stellt sich für mich die Frage, ob der Intelligence-Quotient (IQ) einer Lebensform oder der Emotional Quotient (EQ) sich als das Kernstück in unserem zukünftigen Dasein behaupten wird.
Der Emotional Quotient von James Bond beträgt meines Erachtens gleich null, da er sich höchstens in seinem Sexleben abspielt und daher nur kurzweilig und unbedeutend ist. Dies unterstreicht meine These, dass James Bond eine menschliche Maschine sein muss.
So bekommt der oft überdurchschnittlich belastbare und intelligente Bond eine neue Bedeutung: War Bond schon immer eines dieser neuartigen Wesen halb Mensch, Halb Maschinen?
In meinem Entwurf wird er deshalb offensichtlich als Cyborg dargestellt.
i LexiROM 1995/1996
ii Kunzru 1997
iii Barbrook 1996

Inspiration




Entwurf


Umsetzung